Sukkulenten Sammlung

Zürich

Ausgehend vom Bild einer abwechslungsreichen Uferstrasse – der Corniche — wird der Mythenquai als wichtiger Stadt- und Strassenraum in seinem historischen Verlauf erhalten als verbindender Stadtraum für die Seegemeinden am linken Ufer. 

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Im Bereich der Sukkulenten-Sammlung könnte sich die «Corniche» visuell wie funktional zum See öffnen. Zugleich verfestigt sich hier der historische Stadtkörper morphologisch mit der dicht bebauten, repräsentativen Seefront und den angrenzenden Stadtblöcken. 

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Die Komprimierung aller baulichen Programme –Sukkulenten-Sammlung, Naturzentrum, Werkhof, Parking, Gastronomie– in einem hybriden Baukörper spielt den grösst möglichen öffentlichen Freiraum frei und erzeugt zugleich eine neue stadträumliche Kraft und Ausstrahlung am Ort.

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Als Abschluss der Prunkzeile am See wird angrenzend an das Clubhaus von Hans Hoffmann ein explizit öffentlicher Ort als Ankunftsraum im Park geschaffen.

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Bevor sich die Strasse im Bereich des Hafen Enge dem Ufer nähert, öffnet sich der Raum schon bei der Badi Mythenquai für einen Moment und gibt als verheissungsvolle Ankündigung die Sicht auf den See frei. 

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Der neue Sukkulenten-Park wird als stimmungsvoller Freiraum gestaltet – auch im übertragenen Sinne: er ist nutzungsoffen, aneignungsfähig, wird je nach Jahreszeit anders genutzt, besitzt saisonale Schwankungen in der Nutzungsintensität und kann hoher Beanspruchung standhalten.

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Der neue Sukkulenten-Park ist ein grosszügiger «Gravel-Garden». Er wird weitestgehend mit verschiedenen mineralischen Oberflächen entsiegelt – von befahrbarem Festkies über Chaussierung bis zu Magmagesteinen.

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Der neue Belvoir-Platz dient als Auftaktort des Parks und als Vorplatz der Sukkulenten-Sammlung mit repräsentativer Funktion. Der Belvoir-Park erhält hier wieder Anschluss an den See. 

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Die neue Sukkulenten-Sammlung knüpft an die Geschichte hängender und terrassierter Gärten an und erzeugt eine einmalige Ausgangslage für ein spektakuläres Besuchererlebnis bei zugleich optimierten Betriebsbedingungen. 

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Die Gebäudestruktur ergibt sich als terrassierte Anlage aus dem minimalen Flächenbedarf der Schauhäuser und Backstage-Bereiche.

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Unter die Terrassen werden alle Nutzungen geschoben, die nicht zwingend auf Tageslicht von oben angewiesen sind.

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Betriebliche Infrastruktur wie Lagerflächen, Werkstätten, Warenlifte, Büroflächen wie Sitzungszimmer oder befahrbare Rampen können sowohl für den Betrieb des Werkhofes wie auch für die Sukkulenten-Sammlung genutzt werden.

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Schauhäuser: Hier eröffnet sich der Blick nach oben in die terrassierte und modellierte Landschaft.

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Ganz oben angekommen erwartet die Besuchenden das höchste Schauhaus mit den spektakulärsten Pflanzen und zugleich die weitläufige Sicht über den Zürichsee und Stadtkörper.

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Corniche & Kompartimente

 

Facettenreich aber überbeansprucht

Das übergeordnete stadträumliche Konzept zum linken Seeufer legt nahe, dass jedes «Kompartiment» eine für sich eindeutige Widmung und klar benennbare Eigenart hat. Für das Gebiet der Sukkulenten-Sammlung wäre «Eindeutigkeit» ein herber Verlust und eine Enttäuschung für viele. So artenreich wie die Sammlung sprüht das Gebiet «Sukkulenten-Sammlung» von Facetten und Anspruchsgruppen: Es ist historischer Stadteingang, Kompartiment am See und Teil des Quartiers Enge, dem Wassersport und der Erholung ebenso gewidmet wie der Botanik. Nicht zuletzt muss es als Mobilitätshub für Autos, Velos, Busse und Boote robust und widerstandsfähig sein. Damit sich das Gebiet in seiner Vielfalt an Bezügen und Eigenschaften weiterentwickeln kann, sind diese klar zu benennen und zu verorten.

 

Eigenständiges Kompartiment mit Strahlkraft

Ohne eine eindeutige und ausschliessende Umwidmung des Ortes anzustreben, wird der Raum reorganisiert: Der Mythenquai wird als spezifischer Abschnitt einer abwechslungsreichen Corniche aufgewertet, der Stadtraum von Parkierung befreit und so neuer Raum für den Sukkulenten-Park sowie die erweiterte Sammlung freigespielt. Alle Anspruchsgruppen profitieren und zugleich gewinnt der Ort an Prägnanz und Strahlkraft.

Die neuen Stadträume – «Sukkulenten-Park» mit «Belvoir-Platz» – bieten unterschiedliche Angebote für vielfältige Nutzungen. Zugleich werden sie nicht eindeutig programmiert und entfalten ihren Charakter weiterhin über das Jahr und die Woche auf vielfältige Weise. Der Belvoir-Platz verleiht den öffentlichen Sukkulenten-Park, Sukkulenten-Sammlung, Belvoir-Park und WAPO eindeutige Adressen mit Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Der übrige Park liegt geschützt vom Verkehr als ruhiger Ort in zweiter Reihe. Seine Struktur bleibt robust und aneignungsfähig. Die Bestandesbäume können wenn möglich und sinnvoll erhalten und zugleich eine grosszügige Offenheit und Flexibilität für temporäre und lokale Extrembelastungen aufrechterhalten werden – seien es aussergewöhnliche Veranstaltungen, zusätzliches Veloaufkommen an heissen Badetagen oder die Winterruhe der Boote. 

 

Ein lebendiges Museum als hängende Gärten

Die neue Sukkulenten-Sammlung knüpft an die Geschichte hängender und terrassierter Gärten an und erzeugt eine einmalige Ausgangslage für ein spektakuläres Besuchererlebnis bei zugleich optimierten Betriebsbedingungen. Im hängenden Sukkulenten-Garten wird die Künstlichkeit der fremden Pflanzen am Zürcher Seeufer inszeniert und ein lebendiges Museum geschaffen, dass über den Standort hinaus strahlt und sich doch zugleich mit ihm verzahnt. Die Stufen der Schaubereiche steigen aus dem Sukkulenten-Park empor und erzeugen auch aus dem Strassenraum der «Corniche» stadteinwärtsfahrend einen prominenten Auftritt für die überregional wirkende Institution. Die Besucher werden über einen Ausstellungsbereich empfangen und betreten am Ende der Blickachse die Schauhäuser. Hier eröffnet sich der Blick nach oben in die terrassierte und modellierte Landschaft, welche durch Rampen mit geringer Steigung hindernisfrei durchschritten werden kann. Immer wieder bietet sich die Gelegenheit über kurze Treppen schneller empor zu steigen oder die Spindeltreppen für eine Pause oder den vorzeitigen Abstieg zu nutzen. Ganz oben angekommen erwartet die Besuchenden das höchste Schauhaus mit den spektakulärsten Pflanzen und zugleich die weitläufige Sicht über den Zürichsee und Stadtkörper. Die Terrasse zum See wird nicht nur Pflanzeninteressierten bekannt sein, sondern ist auch allein als einzigartiger Ort am See einen Besuch wert.

Ergänzend zu diesem institutionellen neuen Grossbaustein wird die «Ruine» der heutigen Sukkulenten-Sammlung partiell erhalten und für Nutzungen geöffnet, die mit den bestehenden räumlichen Ressourcen auskommen. Die gebundene Graue Energie bietet damit niederschwellig Möglichkeiten als Raumspeicher für heute noch unbekannte Bedürfnisse und Entwicklungen.

 

Testplanung und Vertiefungsstudie Gebiet Sukkulenten-Sammlung, Zürich, 2022-23

Auftraggeberschaft: Amt für Städtebau Zürich

 

Team:

Donet Schäfer Reimer Architekten 

S2L Landschaftsarchitekten

Rombo – Räume Mobilität Zukunft 

Prof. Philippe Koch, ZHAW

Durable Planung und Beratung